Das Christkindwiegen
Das Alsfelder Christkindwiegen
Eine schöne Tradition an Heiligabend hat sich bis heute erhalten; sie wird vom Verein Alsfelder Christkindwiegen e.V. gepflegt:
Seit 1901 wird an der Turmecke des unteren Umganges zum Marktplatz ein fünf Meter hoher Weihnachtsbaum mit vielen bunten Glühbirnen aufgestellt, später auch auf der gegenüberliegenden Ecke. Mitglieder des Vereins Alsfelder Christkindwiegen e.V. schmücken die Bäume. Das eigentliche Christkindwiegen beginnt abends um 17:15Uhr nach dem ersten Gottesdienst. Sänger und Bläser begeben sich auf die 145 Stufen - für die Bläser sind es 18 Stufen mehr zum zweiten Turmumgang, um die traditionellen Lieder drei Mal an diesem Abend vor den auf dem Marktplatz versammelten Menschen zu spielen.
Diese besondere Weihnachtssitte soll in einem Wiener Frauenkloster entstanden sein. Von der Höhe herab, im Lichtschein, soll alljährlich am Heiligen Abend die Geburt des Heilands mit Gesang, unterstützt von Trompeten und Posaunen, verkündet werden. Der Brauch soll aus der Pestzeit stammen, als die Menschen wegen der großen Ansteckungsgefahr selbst zu Weihnachten nicht in die Kirche gehen konnten. 1542/43 wird die Sitte erstmals in Alsfeld erwähnt. Schon das Aufstellen des Weihnachtsbaums auf dem untersten Turmumgang ist ein besonderes Ereignis für sich. Seit 1901 wird am Vormittag des 24. Dezember an der Ecke zum Marktplatz hin ein großer Weihnachtsbaums mit vielen bunten Glühbirnen aufgestellt, seitdem sich das Baugebiet am Rodenberg entwickelt hat, auch auf der anderen Ecke. Der Alsfelder Brauch ist eng in das Gottesdienstgefüge eingebaut. Nachdem von 15:45Uhr bis 16:00Uhr die Glocken aller Alsfelder Kirchen ihre Stimmen haben erschallen lassen, beginnen die Gottesdienste in der Dreifaltigkeitskirche und der Christ-König-Kirche, Um 17:15Uhr ist das erste Singen vom Turm der Walpurgiskirche. Oben warten die Sänger und Sängerinnen unterstützt von Bläsern auf dem Turm, bis sich der Marktplatz gut mit Kirchenbesuchern und weiteren Gästen gefüllt hat. Um 18:00Uhr ist das zweite Singen. Nach dem Gottesdienst, der um 18:00Uhr beginnt, wird um 19:00Uhr das dritte Mal vom Turm gesungen; nach Osten zum vorderen Kirchplatz, nach Süden zum Marktplatz und nach Westen zur Obergasse. Nach Norden wurde nie gesungen, da unter anderem aufgrund einer Legende böse Geister dort das Musizieren verwehren sollen. Während des Singens und Blasens leuchten die sechseckigen Sängerlaternen aus; Holz mit buntem Glas oder Papier, die auf mannshohen Stäben getragen werden.
